Die Ausgangslage –
Auf dem Weg zu Arbeit 4.0


Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt fundamental. Sie verschiebt räumliche, kulturelle und soziale Grenzen oder löst diese ganz auf. Digitale Technologien ermöglichen mehr Flexibilität für Beschäftigte und fördern die sozio-kulturelle Teilhabe benachteiligter Erwerbspersonen durch neue Arbeits- und Qualifizierungsformen. Sie ermöglicht auch neue Formen der Wertschöpfung, eine starke Zunahme zeitlicher, örtlicher und inhaltlicher Flexibilität sowie die Entstehung neuer Geschäftsmodelle, insbesondere für KMU. Digitalisierung beschleunigt neue „virtuelle Arbeitsmärkte“, die weitgehend unreguliert sind und Gefährdungen für die Arbeitenden mit sich bringen können. Coworking-Spaces bieten ein Gegenmodell zu diesem Trend und erzeugen alternative räumliche, kulturelle und soziale Strukturen für Menschen im entgrenzten digitalen Raum.

Das Potential von Coworking-Spaces ergibt sich durch die die Förderung der Interaktion im privaten und im beruflichen Bereich, durch den flexiblen Zugang und das Teilen oder gemeinsame Nutzen von Arbeitsinfrastruktur und Gemeinschaftsräumen. Die soziale Interaktion – letztlich in beiden Räumen – kann Arbeitsfreude und soziale Einbindung stärken sowie Wissensaustausch und weitere Möglichkeiten zum Team- und Projektaufbau und so letztlich Erwerbschancen verbessern. Damit stärken Coworking-Spaces die direkten Arbeitsbedingungen und -prozesse sowie den sozialen Kontext der Nutzer, der wiederum positiv deren Arbeit beeinflusst. Coworking-Spaces bringen ganz generell das soziale Element zurück in die digitale Arbeit, die so oft den persönlichen Kontakt vermissen lässt und können so zu einer Humanisierung digitaler Arbeit führen. Coworking-Spaces können damit auf verschiedensten Ebenen die allgemeine Zufriedenheit, Arbeitszufriedenheit und innovative Arbeitsleistung und damit kurz-, mittel- und langfristig Erwerbschancen positiv beeinflussen.

Was ist Hierda?

Ein Forschungs­projekt des BMBF

Das Potenzial von Coworking-Spaces ergibt sich durch die Förderung der Kommunikation in privaten und im beruflichen Bereich, die auf Verbindung zweier Leistungsdimensionen beruht: Die eine ist der flexible Zugang, das Teilen und teils gemeinsame Nutzen von Arbeits-Infrastruktur, typischerweise Büroräume mit IT und Internetanschluss sowie Labore und Werkzeugstände. Die andere Dimension umfasst Gemeinschaftsräume, meistens in Form von Cafeterien, Lounges und sogar Sportstätten und -geräte. Die soziale Interaktion – letztlich in beiden Räumen – kann Arbeitsfreude und soziale Einbindung stärken sowie Wissensaustausch und weitere Möglichkeiten zum Team- und Projektaufbau und so letztlich Erwerbschancen verbessern. Damit stärken Coworking-Spaces die direkten Arbeitsbedingungen und -prozesse sowie den sozialen Kontext der Coworkenden, der wiederum positiv Arbeit beeinflusst.

Hierda betrachtet “Coworking-Spaces” als neue und nativ-evolutionäre Organisationsform der Digitalisierung, die den Ausgangspunkt für die Gestaltung der Arbeit der Zukunft bildet. Die Erforschung von Coworking-Spaces entspricht somit der Untersuchung eines neuen Phänomens der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt und bietet die Chance, diejenigen in den Mittelpunkt der Forschung zu stellen, die direkt von der Digitalisierung betroffen sind. Aufgeteilt in die Untersuchung verschiedener Spannungsfelder untersucht das Verbundprojekt Coworking-Spaces als Gestaltungsmöglichkeit einer humanen, digitalisierten und innovativen Arbeitswelt.

Darüber hinaus liefert Hierda wertvolle Beiträge zur Gesamtzielstellung des Forschungsschwerpunktes „Arbeit in der digitalisierten Welt“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die Arbeitsergebnisse aus dem Verbundprojekt Hierda und den zugehörigen Teilvorhaben werden zunächst die Eignung von Coworking-Spaces als neue Organisationsform zur Humanisierung von Arbeit im Zeitalter der Digitalisierung untersuchen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Auswirkungen der Tätigkeit in Coworking-Spaces für digitale Arbeiter und der Bewertung der Arbeitsqualität, der sozialen Verträglichkeit und den Auswirkungen dieser Arbeitsform auf die Innovationskraft. Darüber hinaus bieten Coworking-Spaces das Potential, Erkenntnisse für neue Arbeits-, Kooperations- und Organisationsformen zu liefern. Dabei könnten neue Crowd-basierte Geschäftsmodelle identifiziert werden, die zusätzliche Handlungs- und Lösungsansätze bieten.

Letztlich steht im Kern des Forschungsprojektes jedoch der Mensch, der das Zeitalter der Digitalisierung trägt und ertragen muss. So soll die Erforschung von Coworking-Spaces im Verbundprojekt Hierda und den zugehörigen Teilvorhaben dazu dienen, im Kontext des Dachprogrammes „Zukunft der Arbeit“ ein Konzept für die „Arbeit der Zukunft“ zu entwickeln.

Das Ziel

Human­isierung digitaler Arbeit

Die Forschungslücke zur digitalen Arbeit und das Fehlen von Gestaltungsinstrumenten in der Praxis ist schwerwiegend, gerade weil Arbeiter in der Digitalisierung oftmals einer Reihe von Risiken gegenüber stehen. Sie laufen Gefahr, als schlecht bezahlte Freelancer oder Dienstleister zu arbeiten und sich dabei selbst auszubeuten. Die Hoffnung auf einen lukrativen Auftrag kann zu einem Leben von der „Hand-in-den-Mund“ führen, ohne soziale Absicherung. Ferner gehen die selbstständig geprägten Arbeitsverhältnisse immer mit einem hohen finanziellen und sozialen Risiko einher. Im Projekt Hierda wird adaptierbares innovatives Organisations-, Kommunikations- und Konfliktmanagementmodell für verschiedene Konfigurationen von Coworking-Spaces erarbeitet, erprobt, implementieret, verallgemeinert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Arbeit in einem Coworking-Space kann als Gegenmaßnahme zu diesen Risiken wirken, allerdings bedarf es weiterer Forschung zu Potenzialen und Risiken. Coworking kann auch eine Strategie von Unternehmen darstellen, Mitarbeiter mit Autonomie zu locken, sie in äußerst unsichere Solo-Selbstständigkeit zu überführen oder sie von Anfang an nur als externe Dienstleister zu beschäftigen. Coworkende haben nicht immer Aufträge, erhalten nicht immer Einkommen von kreativen Projekten und stehen vor der Versuchung zu wenig für ihre Altersversorgung zu tun, z. B. weil sie ihr Einkommen für aktuellen Konsum nutzen. Außerdem können Coworkende nicht immer ihr Wissen gegen unerwünschten Abfluss schützen oder ihre Entgelte für ihre Arbeitsleistung kompetent kommunizieren und durchsetzen. Zwischen Coworkenden kann schwelender oder offensichtlicher Konkurrenzdruck herrschen. Darüber hinaus kann die Selbstausbeutung in der unabhängigen Arbeitstätigkeit zu physischen und psychischen Problemen führen. Somit hat musse eine Reihe von Risiken und Spannungsfeldern erforscht werden, um effektive Instrumente für die Nutzbarmachung der Potenziale und die Reduzierung der Risiken von Coworking zu entwickeln. Das Verbundprojekt Hierda und die beteiligten Partner widmen sich dieser Aufgabe

Die Mehrwerte:

  • Geschäftsmodellentwicklung und -innovation für Coworking-Spaces
  • Team- und Projektmanagement in Coworking-Spaces
  • Vertrauensmanagement und Absicherung
  • Kommunikations- und Konfliktmanagement
  • Entwicklung und Management von Communities
  • Open-innovation Projekte
  • B2B-Coworking
Hierda-mission-grafik

Das Vorgehen

Infografik Hierda

Infografik Hierda

Hierda nutzt zur Entwicklung von innovativen und modulhaften Modellen für Coworking die Vielfalt seiner Verbundpartner. Das Experience Center von PwC erforscht ein Coworking-Space Modell, das auf die Aufweichung und Verschiebung von Grenzen von Unternehmen ausgerichtet ist. Wie in anderen Coworking-Spaces von etablierten Unternehmen (z. B. Google) können Teams und Projekte im Experience Center eine gewisse Organisationsstruktur und Leitung durch das etablierte Unternehmen nutzen, um Kundenaufträge oder -probleme in Ko-Kreations-Projekten zu bearbeiten.

Das CoworkPlus der Witeno GmbH erforscht ein Coworking-Space Modell, das für Selbstständige, Freelancer, Technologieträger und Entrepreneure – selbst im ländlichen Raum – einen Hafen für Aufträge, Teams und Projekte bieten will und bei dem Coworkende mehr organisationale Rahmengebung brauchen. Es gilt Coworkenden beim Aufbau von Regeln und Strukturen der Arbeitsgestaltung Hilfestellung zu geben. Für diesen flexiblen, fast vollständig selbst organisierten Raum werden organisationale Strukturen, organisationale Regeln und Kommunikationsmuster für die Arbeit von Einzelpersonen, aber besonders zur Teambildung und zum Projektmanagement im Coworking benötigt.

Die Universität Bayreuth nutzt die Expertise zweier Lehrstühle: Der Lehrstuhl für Strategisches Management und Organisation bringt seine Organisations-, Team- und Projektforschung zur gemeinsamen Entwicklung mit den Verbundpartnern und zur laufenden Adaption von Instrumenten für beide Kontexte ein. Der Lehrstuhl für Innovations- und Dialogmarketing setzt auf umfangreichen Untersuchungen der Erfolgsfaktoren von Gruppenarbeit innerhalb von Organisationen aber auch in organisationsübergreifenden Projekten auf und kann untersucht Kommunikations- und Konfliktmanagementmodelle im Kontext von Coworking-Spaces. Die Wissenschaftler der beiden Lehrstühle entwickeln gemeinsam mit ihren Praxispartnern, die sehr unterschiedliche Modelle von Coworking-Spaces betreiben, Instrumente, die modulhaft verbunden, kontextorientiert ausgewählt und implementiert und darüber verallgemeinert werden können.